Ein Tag meines Lebens

Gott hat mich dick gemacht. Alles andere macht keinen Sinn.

Vielleicht ging es nicht anders, mit meiner offenen Art wäre ich sonst wahrscheinlich noch öfters unfreiwillig begrabscht worden. Die momentane Zahl wollt ihr nicht wissen. Aber ich kann sagen, an einem kurzen Rock kann es nicht gelegen haben. Ich trage keine. Oder nur in einem Umfeld, in dem ich mich wohlfühle. Genauso wie Bauchfrei. Der Satz „solange du dich wohlfühlst“ ist mein persönlicher Alptraum. Es passierte mir mit siebzig Kilo, es passierte sogar mit 100. Ab 110 ist man endlich frei. Frei von Sexueller Belästigung. Frei von Grabschern und hungrigen Blicken.

 

Ich habe nie extrem viel gegessen, ich tue es noch immer nicht. Deswegen kann es nichts anderes sein, als, dass mich irgendjemand zu meinem Schutz dick gemacht hat. Doch was, wenn das dann nicht mehr ich bin? Wenn ich mich nicht als solchen Menschen fühle? Und was, wenn die gesellschaftlich verbreitete Verachtung und die Vorurteile gegenüber dicken schlimmer sind, als sexuelle Belästigung? Nicht immer, doch statt Beleidigungen, verachtenden blicken, dem ausgelacht werden…

 

Nun, was wirklich schlimmer wäre, weiß ich nicht, doch die Narben sind da. Ungeachtet deren Ursache. Sind so oder so unter aller Augen verborgen.

 

Ich glaube, dass jeder Mensch solche Narben trägt. Und ich glaube, dass wir deshalb zu allen Menschen nett und respektvoll sein sollten. Weil wir nie alle Narben unseres Gegenübers sehen können. Wie könnten wir? Es braucht Zeit, Geduld und so viel mehr um sie zu sehen. Die meisten Menschen können diese Geduld nicht aufbringen. Und so verlieren sie, was die Menschen wirklich ausmacht, ganz ursprünglich: Gemeinschaft. Gemeinsam als wir, können wir voller Verständnis und Licht in unserem Herzen voranschreiten, den metaphorischen Mittelfinger zeigen an die ganze Kritik, die man uns gelehrt hat zu äußern.

 

Was denken die Lesenden? Wer ist bereit sich einer neuen Zukunft zu stellen?